Da sie offenbar eng mit dem US-Geheimdienst NSA zusammenarbeiten, ist das Image von Internet-Unternehmen wie Facebook, Microsoft und Google ramponiert. Mit einer Transparenzoffensive will Facebook nun verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Als ersten Schritt präsentiert das soziale Netzwerk dazu einen Bericht über seine Zusammenarbeit mit Polizeibehörden in verschiedenen Ländern. Er zeigt, dass nicht nur der amerikanische Nachrichtendienst Zugang zu Facebook-Daten hat, sondern auch die Behörden anderer Staaten ihre Bürger in sozialen Netzwerken überwachen. Doch ansonsten lässt der Report viele Fragen unbeantwortet.
Deutschland schnüffelt fleißig mit
Der Bericht schlüsselt auf, aus welchem Land wie viele Anfragen von Regierungsbehörden nach Nutzerdaten eingegangen sind und wie vielen davon Facebook stattgegeben hat. Klarer Spitzenreiter sind die USA, aber auch Deutschland spioniert seinen Bürgern im Internet häufig hinterher und rangiert mit 1886 Anfragen auf dem vierten Platz.
Immerhin: Dank der vergleichsweise strengen deutschen Datenschutzgesetze gestattet Facebook den deutschen Behörden nur für 37 Prozent aller Anfragen den Zugriff – US-Behörden haben mit 79 Prozent eine deutlich höhere "Erfolgsquote".
Ein Großteil dieser Anfragen bezieht sich laut Facebook auf Delikte wie Raub und Kidnapping, natürlich geht's auch um nationale Sicherheit. Facebook beteuerte im Gespräch mit „Computer Bild“, dass jede der weltweit rund 30.000 Anfragen einzeln genau geprüft werde. Zudem gebe Facebook in vielen Fällen nur allgemeine Infos weiter, etwa den Nutzernamen.
Also alles halb so wild? Nein, schließlich öffnet Facebook den Behörden häufig auch komplette Konten samt Freundeslisten, Fotos und Geodaten – ein Eldorado für Fahnder. Wie oft Facebook solch detaillierte Einblicke gewährt, verrät das soziale Netzwerk nicht. Zudem werden die Nutzer nicht über die Abfragen informiert, und das verstößt gegen deutsches Datenschutzrecht.
Die ganze Wahrheit?
Ob der Bericht alle Geheimdienst-Aktivitäten im sozialen Netzwerk offenbart, bleibt also zweifelhaft. Zumal Facebook über die Herausgabe der Nutzerdaten nach der Gesetzeslage des Landes entscheidet, das die Anfrage gestellt hat. Wenn also eine US-Behörde Datensätze deutscher Nutzer anfordert, gilt das löchrige US-Datenschutzgesetz.
Wobei die Snowden-Enthüllungen zeigen, dass sich US-Geheimdienste nicht mal an diese Minimalstandards halten und einfach selbst Facebook-Konten hacken.
Berichte wie der von Facebook sind ein Schritt in die richtige Richtung. Für echte Transparenz müssten sie allerdings mehr ins Detail gehen. Aber da spielen die Geheimdienste nicht mit.
Facebook-Boss Zuckerberg äußerte deswegen harsche Kritik an der NSA. Yahoo-Chefin Marissa Mayer stieß ins gleiche Horn: "Wenn du dich nicht fügst, ist es Landesverrat".
Quelle: "Computer Bild". Mehr zum Thema finden Sie in der "Computer Bild", Ausgabe 21/2013.