Abschied von der Utopie :
Die digitale Kränkung des Menschen

Von Sascha Lobo
Lesezeit: 10 Min.
Der Medienjournalist Sascha Lobo
Das Internet ist nicht das, wofür ich es so lange gehalten habe. Ich glaubte, es sei das perfekte Medium der Demokratie und der Selbstbefreiung. Der Spähskandal und der Kontrollwahn der Konzerne haben alles geändert.

Weil Prognosen und Einschätzungen über die Zukunft zum Handwerkszeug des Experten gehören, ist recht behalten Teil meines Jobs als Interneterklärer. Obwohl ich in der Kunst der Selbsttäuschung recht begabt bin, führt beim Resumee des Jahres 2013 kein Weg daran vorbei, mir etwas sehr Unangenehmes einzugestehen. Ich habe mich geirrt, und zwar auf die für Experten ungünstigste Art, also durch Naivität. Es geht um den durch Edward Snowden aufgedeckten Spähskandal, die Totalüberwachung des Internets. Trotz Fachwissens nicht für möglich gehalten zu haben, was Realität ist – das war meine Naivität. Leicht verächtlich auf mir irrational erscheinende Warnungen vor Überwachung herabgeblickt zu haben, die sich inzwischen als Untertreibung erwiesen – das war mein Irrtum.

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