Zum Inhalt springen

NSA-Skandal Microsoft soll seit Jahren mit US-Ermittlern kooperieren

Microsoft arbeitet angeblich intensiv mit US-Geheimdiensten zusammen. Nach Informationen, die Edward Snowden dem "Guardian" zugespielt hat, soll der Konzern den Ermittlern Zugang zu E-Mails und Skype-Gesprächen gewährt und sogar die firmeneigene Verschlüsselung ausgehebelt haben.
Microsoft-Chef Steve Ballmer: Enge Zusammenarbeit mit den Behörden

Microsoft-Chef Steve Ballmer: Enge Zusammenarbeit mit den Behörden

Foto: TIMOTHY A. CLARY/ AFP

Hamburg/London - Edward Snowden hat mit seinen Enthüllungen über die globale Datenschnüffelei der US-Geheimdienste nicht nur die amerikanische Politik in helle Aufregung versetzt, sondern auch die dortige IT-Branche. Giganten wie Facebook, Apple, Google und Microsoft haben bisher versucht, den Eindruck zu erwecken, ihre Zusammenarbeit mit den US-Behörden beschränke sich auf das Nötigste.

Jetzt aber berichtet  der britische "Guardian", wie Microsoft mit den Ermittlern kooperiert. Demnach zeigen Informationen von Snowden, dass das Unternehmen seit drei Jahren intensiv mit US-Geheimdiensten zusammenarbeitet.

Die National Security Agency (NSA) habe etwa die Sorge geäußert, Web-Chats auf dem neuen Outlook.com-Portal nicht mitlesen zu können. Microsoft habe daraufhin der NSA geholfen, die konzerneigene Verschlüsselungstechnik zu umgehen. Dieses Vorgehen soll sich dem Bericht zufolge nicht auf die Web-Chats beschränkt haben: Die NSA soll auch Zugang zu E-Mails auf Outlook.com und Hotmail trotz der Verschlüsselung gehabt haben.

Auch der Internettelefoniedienst Skype, den Microsoft im Oktober 2011 gekauft hat, geriet ins Visier der NSA: Laut "Guardian" hat die Firma Geheimdiensten ermöglicht, im Rahmen des "Prism"-Überwachungsprogramms sowohl Video- als auch Audio-Unterhaltungen mitzuschneiden.

Microsoft begründete sein Vorgehen mit rechtlichen Zwängen: "Wenn wir Produkte verbessern, müssen wir uns weiterhin Anfragen beugen, die mit dem Gesetz in Einklang sind." Das Unternehmen betonte, dass es Kundendaten nur auf Anfrage der Regierung herausgebe - und auch das nur, wenn es um spezifische Konten oder Nutzer gehe.

Spannungen zwischen Silicon Valley und Obama-Regierung

Aus den Unterlagen geht laut "Guardian" hervor, dass das durch "Prism" gesammelte Material routinemäßig an das FBI und den US-Auslandsgeheimdienst CIA geht. In einem NSA-Dokument sei von einem "Mannschaftssport" die Rede.

Die neuen Informationen zeigen nach Angaben des "Guardian" auch, dass es Spannungen zwischen dem Silicon Valley, Standort zahlreicher Computerunternehmen, und der Regierung von US-Präsident Barack Obama gibt. Alle großen Technologiefirmen drängten die US-Regierung, ihnen zu erlauben, das Ausmaß der Zusammenarbeit mit den Behörden öffentlich zu machen, um den Datenschutzbedenken ihrer Kunden gerecht zu werden.

kha